Know-How zur Technik der Druckweiterverarbeitung

Wir haben für Sie hier wichtige Grundprinzipien zusammengetragen, die als scheinbare Kleinigkeiten erheblichen Einfluss auf die möglichst reibungslose Zusammenarbeit zwischen Druckerei und Buchbinderei sowie auf Produktionskosten und Produktqualität haben. Die Maßangaben beruhen auf Erfahrungswerten, mit denen man auf der sicheren Seite ist. Im Einzelfall können auch Abweichungen von diesen Vorschlagswerten zum Erfolg führen.

Klebebindung - Umschlag

  • Die Laufrichtung des Papier sollte grundsätzlich parallel zum Bund verlaufen. Ein Verstoß gegen diese Grundprinzip führt zwangsläufig zu Qualitätseinbußen wie schlechtem Aufschlagverhalten.
  • Bei Mehrfachnutzenmontage Kopf an Fuß montieren
  • Umschlag muss mindestens 2 - 3 mm an Kopf und Fuß größer sein als der unbeschnittene Inhalt (Leimüberstand). Bei gleich großen Umschlägen tritt der Klebstoff heraus, verunreinigt Anpreßstation und Auslage und führt deshalb zu Produktionsstörungen.
  • Als Gewichtsobergrenze bei 4 -seitigen Umschlägen empfehlen wir nicht mehr 350 g/qm, bei Klappenbroschüren mit 6 und 8 Seiten 250 g/qm, das Mindestgewicht sollte bei beiden Umschlagarten nicht unter 150 g/qm liegen.
  • Wenn der Buchblock deutlich weniger als 100 mm breit ist, achten Sie darauf, dass der Umschlag offen breiter als 200 mm ist. Vergrößern Sie die Umschlagbreite aber nur so, dass mit max. 20 mm Seitenbeschnitt kalkuliert wird, da die Vorderkante in der Regel als letztes beschnitten wird. Es muss darauf geachtet werden, dass die Abschnitte nach dem Endbeschnitt nicht mehr zusammenhängen. Das führt bei den meisten Papierabsauganlagen zu Betriebsstörungen.
  • Im Bereich von 3 mm Rückenstärke oder weniger, sollten Sie von einer Rückenzeile absehen.
  • Bei 6- und 8 seitigen Umschlägen mit zurückgesetzten Klappen ausreichend Platz zum Vorderschnitt lassen (2 mm). Bei der Montage darauf achten, dass bildwichtige Elemente sichtbar bleiben und nicht auf die Innenseite der Klappe "rutschen".
  • Passen Sie die Klappenbreite an das Umschlaggewicht an. Zu kurze Klappen führen zu Anlegeproblemen des Umschlaganlegers (erhöhte Spannung, Aufstehen). Die Probleme steigern sich mit dem Materialgewicht. Zu lange Klappen stoßen im Bund an, halten Sie einen angemessenen Abstand zum Bund ein. (8 mm bei seitenbeleimten Blocks, 4 mm beim Blocks ohne Seitenleim)
  • Bei zu dünnen Klappenumschlägen erscheint ein unschöner Prägeeffekt durch die Klappe.
  • Achten Sie auf ein gut abgestimmtes Verhältnis der Grammaturen von Umschlag und Innenteil, um ein gutes Aufschlagverhalten zu erzielen. Umschlag und Inhalt sollten nicht "gegeneinander arbeiten".
  • Lassen Sie auch bei normalen Klebebindungen einen Umfangband mit dem Originalmaterial herstellen, wenn der Rückentext bei der Fertigung nicht mehr vermittelt werden kann.
  • Zu schwere Umschläge bei minimalen Blockstärken führen zu Laufminderung beim Bindevorgang. Der Inhalt fällt nur schwer in den Umschlag und muss oft manuell nachgedrückt werden.
  • Wenn Sie in die Grenzbereiche des technisch machbaren gehen (Minimal- und Maximalformate, Minimal und Maximalblockstärken), holen Sie auf jeden Fall technischen Rat ein.
  • Die Zuschussrate von Umschlag und Inhalt sollte in etwa gleich sein. Bei 6-, 8-und 10-seitigen Klappenumschlägen erhöhen Sie bitte die Zuschussmenge fürs Falzen und Rillen.

Klebebindung - Inhalt

  • Die Laufrichtung des Papier sollte grundsätzlich parallel zum Bund verlaufen. Ein Verstoß gegen diese Grundprinzip führt zwangsläufig zu Qualitätseinbußen wie schlechtem Aufschlagverhalten und sichtbaren Mängeln (Wellenbildung im Bund bei Dispersionsleim) bei erhöhter Luftfeuchtigkeit. Je dünner das eingesetzte Papier, desto geringer die negativen Auswirkungen.
  • Markieren Sie im Stapel die Anlageseite (Seitenmarke)
  • Bei der Montage und beim Druck gilt das Prinzip Falzanlage gleich Druckanlage. Dort, wo der Bogen in die erste Falztasche einläuft, ist die Falzanlage. Bei Missachtung entstehen Mehrkosten durch Anlageschnitte und Registerdifferenzen durch die Toleranz beim Schneiden.
  • Um Verwechslungen zu vermeiden, markieren Sie jeden Bogen im Bund mit einer versetzten Flattermarke. Flattermarken sollten so im Bund liegen, dass nach dem Fräsen keine Spuren davon mehr zu sehen sind (siehe Fachliteratur)
  • Legen Sie Schneidzeichen oder Passkreuze in den Beschnittbereich mit mindestens 3 mm Abstand zum Nettoformat
  • Montieren Sie mit ausreichend Beschnittzugaben (4mm als Standard). Bei eng bemessenen Papierformaten legen Sie die Priorität auf den Kopfbeschnitt (wichtig wegen Aufschneiden der Perforation) und sparen Sie eher am Fußbeschnitt.
  • Montieren Sie bei zu großen Rohbogenformaten nicht einfach "auf Mitte". Das führt zu unnötigen Kosten für die Druckerei, da alle Bogen vor dem Falzen vorgeschnitten werden müssen.
  • Teilen Sie die Beschnitte auf dem Druckbogen möglichst gleich auf, damit kantengenau gefalzt werden kann.
  • Zu große Beschnittmaße beim Vorderschnitt können zu Schneidproblemen im 3-Messerautomaten führen, wenn nach Kopf- und Fußbeschnitt der Vorderschnitt noch "dranhängt". Zu große Beschnittmaße können auch zu Problemen in der Papierabsaugung führen.
  • Montieren Sie bei mehrfarbigen Drucken die Druckkontrolleiste nicht zu dicht an den Rand (min. 2 mm Abstand). Das verbessert u.a. die Bogenauslage in der Druckmaschine und erleichtert das Rütteln, falls vor dem Falzen geschnitten werden muss.
  • Es gibt für jeden Bogenumfang gute und weniger gute Falzarten. Was gut ist, hängt nicht selten von der Grammatur des Inhaltsbogens ab. Kriterien sind z.B. die Materialverdrängung der Innenseiten des Bogens oder die Stabilität während des Falzvorgangs (besonders bei dünneren Papieren). Bevorzugen Sie grundsätzlich die Falzarten, bei denen Perforationen in jeder Falzlinie möglich sind.
  • Setzt sich der Inhalt aus unterschiedlichen Bogenteilen zusammen, sollten die Teile mit dem geringeren Umfang hinter dem ersten oder vor dem letzten Bogenteil in der ZTM liegen. Das gilt insbesondere für 2- und 4-seitige Bogenteile. Nichtbeachtung führt bei allen Klebebindern zu technischen Problemen und starken Einbußen bei der Laufleistung.
  • Versuchen Sie Ihren Kunden davon zu überzeugen, dass die Verarbeitung von Bogenteilen mit geringem Umfang durch die zu erwartenden Laufminderungen an ZTM und Klebebinder unökonomisch ist. Füllen Sie durch Hinzugabe von Leerseiten möglichst bis zum 8-seitigen Falzbogen auf.
  • Bei der Montage für Klebebindungen in Hotmelt oder PUR bei durchperforierten Bund muss im Normalfall ein Fräsrand von 2-3 mm eingerechnet werden. Beim Einsatz von 24- seitigen und 32 -seitigen Falzbogen müssen Sie einen Fräsrand von mindestens 3 mm berücksichtigen, je nach eingesetztem Material. Der Fräsrand des inneren Bogenteils sollte 2mm nicht unterschreiten.
  • Achten Sie bei angeschnittenen Motiven darauf, dass Sie genügend Anschnittfläche haben, denken Sie an den Fräsrand, wenn Sie "weiße Blitze" vermeiden wollen.
  • Farbflächen, die bis in den Fräsrand hineinmontiert werden, führen insbesondere bei Hotmelt-Verarbeitung zu "Sollbruchstellen". (siehe Untersuchungen der FOGRA, München)
  • Beachten Sie bei der Gestaltung der ersten und letzten Seite, dass diese durch Seitenbeleimung auf der zum Umschlag zugewendeten Seite 2 - 3 mm kürzer sind. (z.B. bei ganzseitigen, angeschnittenen Anzeigen auf der letzten Seite)
  • Werden die Druckbogen in Ihrem Hause gefalzt, lassen Sie sich bei Ihrer Buchbinderei beraten, wie die Falzbogen für die Weiterverarbeitung optimal auf der Palette abgesetzt werden müssen. Erfahrungsgemäß benötigt man an der Zusammentragmaschine eine zusätzliche Person, um die gefalzten Bogen vorzusortieren. Diese unnötigen Mehrkosten könnten durch verbesserte Kooperation eingespart werden.
  • Planen Sie immer mit Falzdifferenzen von 1- 2 mm.
  • Platzieren Sie Kopf- und Fußlinien nicht zu dicht am Beschnitt. Falztoleranzen fallen dann zu sehr auf.
  • Kennzeichnen Sie den Stapel mit den meisten Inhaltsbogen damit diese Bogen in der Buchbinderei für das Grundrüsten genommen werden können. Sie können dadurch dazu beitragen, dass keine Unterlieferungen erfolgen
  • Platzieren Sie die Musterbogen jeweils an den Anfang der Auflage. Noch besser wäre es, wenn das "Unwesen" mit den Musterbogen aufhören würde. Das Qualitätsprinzip der Zukunft sollte sein, das Auflagebogen = Musterbogen sind. Bogen mit minderer Druckqualität gehören nicht in die Auflage.
  • Legen Sie der Auflage grundsätzlich keine Makulatur zum Einrichten bei. Drucken Sie bei schwierigen Papieren besser mehr Zuschuss.

Rückendrahtheftungen - Umschlag

  • Die Zuschussrate von Umschlag und Inhalt sollte in etwa gleich sein. Bei 6-, 8-und 10-seitigen Klappenumschlägen erhöhen Sie bitte die Zuschussmenge fürs Falzen und Rillen.
  • Der Kopfbeschnitt der Inhaltbogen muss mit dem Kopfbeschnitt des Umschlages identisch sein
  • Mehr als 20 mm Seitenbeschnitt sollte vermieden werden

Rückendrahtheftungen - Inhalt

  • Die immer schneller werdenden Sammelhefter kommen mit Falzbogen ohne Greiffalz (vorzugsweise Nachfalz) nicht auf die erforderliche Stundenleistung. Ein Greiffalz ist der Sauganlage deshalb unbedingt vorzuziehen. Sinn des Greiffalzes ist, auch bei hohen Laufgeschwindigkeiten eine präzise Öffnung in der Bogenmitte zu gewährleisten.
  • Platzieren Sie den Greiffalz (als Nachfalz) so, dass mindestens das erste Blatt nach der Falzbogenmitte (z.B. ab Seite 9/10 beim 16-seiter) etwa 6 - 8 mm breiter ist. Wählen Sie, um Papierüberschwendung zu vermeiden, immer die ökonomischste Form der Greiffalzplatzierung. Das erfordert manchmal einen Wechsel der Falzart (z.B. Zeitungsfalz statt 3-Bruch-Werkfalz beim 16-seiter, damit die offenen Seiten nach der Mitte kommen) Die beste Formatausnutzung ergibt sich, wenn Druckgreiferkante und Greiffalz identisch sind. Fragen Sie ihre Buchbinderei, wenn Sie sich Ihrer Sache nicht sicher sind, und wenn Sie besonders dünne Papiere verarbeiten müssen.
  • Falzbogen mit Greiffalz können von Ihrer Buchbinderei kostengünstiger angeboten werden als Falzbogen für die Sauganlage.
  • Schießen Sie 4-seitige Bogenteile immer für die Produktmitte aus, um Ungenauigkeiten bei der Anlage im Sammelhefter zu vermeiden.
  • Moderne Sammelheftanlagen haben eine Anlagekontrolle. Registerfehler werden nur dann zuverlässig erkannt an, wenn alle Falzbogen gleich groß sind.
  • Wenn Sie in die Grenzbereiche des technisch Machbaren gehen (Minimal- und Maximalformate, Minimal- und Maximalblockstärken), holen Sie auf jeden Fall technischen Rat in der Buchbinderei ein.

Autor:
Gerhard Schmitthenner, Schmitthenner-Software & Consulting